„Ein bisschen mondän geht nicht!“
Der Architekt und Stadtplaner Professor Andreas Krys aus Münster im Interview über das RWI4, seine Wirkung auf die Stadt und warum New York sein Ursprung ist.
Herr Professor Krys, wir stehen vor einer der bekanntesten Düsseldorfer Büroimmobilien aus der Feder des renommierten Architekturbüros HPP aus Düsseldorf. Was empfinden Sie?
Krys: Ich bin sehr beeindruckt. Das RWI4 steht zum einen inmitten eines kleinteiligen und gewachsenen Stadtteils und ist zum anderen beinah aus der ganzen Stadt zu sehen.
In der Tat. Ein bisschen wirkt es wie ein Riese unter Zwergen. Finden Sie, es passt hier nicht her?
Krys: Doch, es passt wunderbar. Ich mag es, wie sich das RWI4 dem Stadtteil bewusst zuwendet. Schauen Sie einmal, wie sich dieses große Gebäude an der Lorettostraße auf die kleineren Größenverhältnisse der Nachbarbebauung anpasst, indem es einen Eingangsbereich und eine Glasfassade bietet, um sich hier besonders offen zu präsentieren.
Viele Leute fragen sich, warum es gleich zwei Türme gibt. Was denken Sie als Architekt?
Krys: Ich denke, Bauherr und Architekt wollten explizit zwei Häuser schaffen und zwar zwei identische - Zwillinge eben. In der doppelten Existenz liegt die Kraft des Entwurfes. Es ist auch eine Anspielung an Muster die tief in unserem Denken verankert sind: Tag und Nacht, Gut und Böse, Animus und Anima. Dieses Konzept entfaltet seine Wirkung!
Würden Sie die Architektur als modern bezeichnen?
Krys: Ja, und zwar im besten Sinne. Schauen Sie, der Begriff „modern“ geht mittlerweile auf eine über 70 Jahre währende Tradition zurück und bezieht sich eigentlich auf alle architektonischen Bereiche, wie z.B. das Thema „Wohnen“. Das Motiv des Hochhauses ist jedoch die Geburtsstunde der Moderne.
Wie meinen Sie das? Denken Sie an New York?
Krys: Ja genau! Der deutsche Architekt Mies van der Rohe hat mit Entwürfen wie dem Seagram Building ganze Generationen von Architekten geprägt. Mir ging es nicht anders.
Was genau hat Sie so begeistert?
Krys: Mies van der Rohe hatte seinerzeit für seinen Auftraggeber ein Hochhaus errichtet, welches damals wie heute an Eleganz und Schlichtheit unübertroffen ist. Das RWI4 trägt dieses Gedankengut sichtbar in sich. Seine extravagante Eleganz liegt darin begründet. Entweder ist ein Entwurf elegant und mondän oder eben nicht.
Vielen Dank Herr Professor Krys.